Ein Hoch auf die Freiheit – und auf ein grandioses Musical!

Wenn man die Aula des St.-Georg-Gymnasiums betrat, war eines sofort klar: Hier geschah etwas Besonderes. Bereits die Begrüßung durch Gesina Grunden setzte ein starkes Zeichen. Sie sprach vom Miteinander, von Vielfalt der Schulgemeinschaft und davon, dass es eine Stärke – keine Schwäche – ist, verschieden zu sein. Eine politische Botschaft? Vielleicht. Aber vor allem eine menschliche. Und genau darum ging es auch in der anschließenden Aufführung des High School Musicals unter ihrer, Jessica Bückers und Theo Meinens Leitung – einem Stück, das auf den ersten Blick von Teenagerliebe und Basketballspielen handelt, in Wahrheit aber eine Hymne auf die Freiheit ist.
Man stelle sich vor: Mehr als 100 Mitwirkende auf und hinter der Bühne, eine ausverkaufte Aula und eine Energie, die gleich zu Beginn zu spüren war und mit jeder Szene weiter anwuchs. Peter Barsocchini, der das Drehbuch für den Film schrieb, auf dem das Musical basiert, wusste wohl, was er tat – und das Ensemble verkörperte die Freude an der Kooperation in eindrucksvoller Art und Weise.

Im gesamte Ensemble glänzten  Jana Kösters (und als Doppelbesetzung Greta Kloetgen) als „Drama-Baby“ Sharpay ganz besonders– eine Figur, die man lieben und hassen kann – Maskenbild und Frisur waren hervorstechend. Sie spielten die Figur mit einer großartigen Mischung aus Überheblichkeit und (späterer) kluger Einsicht und ließ das Publikum miterleben, wie Sharpay erkennt, dass wahre Größe nicht im Ego, sondern im Miteinander liegt. Dass sie sich von einer berechnenden Diva zu einer offenen, mitfühlenden Schülerin wandelt, war  überzeugend gespielt.
Nicht minder beeindruckend war die Darstellung von Gabriella (Alissar Balhas / Lucia Scheibehenne) und Troy (Finja Raschdorf / Lonia Kleinpaß). Sie gaben dem Musical sein Herz und seine Botschaft: Basketball und Theater? Warum nicht beides! Intelligenz und Sport? Selbstverständlich! Sei mutig, sei du selbst – und sei alles, was du sein willst!
Freiheit bedeutet, sich nicht auf eine Rolle festzulegen oder festlegen zu lassen – eine Idee, die auch Basketballtrainer Bolton (herrlich energisch gespielt von Jaro Köhler) am Ende des Stücks einsieht – und das Tanzbein schwingt. Lieselotte Schönefeld (Elisa Welsing) als exzentrische Gesangslehrerin Miss Darbus war eine Wucht und zog das Publikum mit ihrer leidenschaftlichen Hingabe zur Gesangskunst in den Bann.
Besonders beeindruckend war die tänzerische und darstellerische Leistung von Lara Palte (Lotte Grave), die Ryan verkörperte. Sie agierte herausragend und  zeigte eine bemerkenswerte Bühnenpräsenz – und große tänzerische Geschmeidigkeit. Apropos Tanz: Die große Gruppe der Wildcats-Cheerleader brachten mit ihren Choreographien eine große Dynamik auf die Bühne.
Dass die Technik – unter der Gesamtleitung von Theo Meinen – in perfektem Timing wechselnde Bühnenbilder, Licht- und Soundeffekte auf den Punkt brachte, machte das Erlebnis umso beeindruckender. Es zeigte sich, wie groß der Gewinn ist, den die neue Bühnentechnik in der Aula des Georgs mit sich bringt.
Und dann das Finale: tobender Applaus, stehende Ovationen, jubelnde Zuschauer. Schon jetzt sind alle kommenden Vorstellungen ausverkauft, und das Publikum wünscht sich nur eines: eine lange Musical-Tradition am St.-Georg-Gymnasium.
Es bleibt die Erkenntnis: Wer Freiheit will, muss sie leben – und damit verteidigen. Und wer Theater und Musical liebt, sollte dieses Ensemble nicht aus den Augen lassen.

Text: Dr. Martin Bachmann

Fotos: F. Smidt