Schulgeschichte und Schulmuseum

In unserem Schulmuseum lässt sich die Entstehungsgeschichte des St.-Georg-Gymnasiums in Bocholt anschaulich nachvollziehen. Bereits 1785 wird das ‚Gymnasium zu Buchold’ als Lateinschule der Minoriten im Kloster auf dem Gelände der heutigen Liebfrauenkirche gegründet. Es übt seine Tätigkeit bis zum Zeitpunkt der Auflösung durch die damalige französische Regierung im Jahr 1811 aus und wird dann 1825 als private Lateinschule durch den Vikar der Stadtpfarre St. Georg, August van der Meulen, wiedereröffnet. Drei Jahre später, 1828, wird die Schule als öffentliche Schule durch die Regierung in Münster anerkannt. Im Jahr 1861 wird die Schule zur Höheren Bürgerschule der Stadt Bocholt, sechs Jahre später bezieht sie zu Ostern einen Neubau an der Ecke Reben-/Realschulstraße auf dem Gelände der Diepenbrockschule am heutigen Busbahnhof. Prägend in dieser Zeit sind Johannes Waldau als Leiter der Schule sowie der 2003 selig gesprochene Pater Arnold Janssen, der spätere Stifter der Steyler Missionare, SVD. 1893 wird die Schule ohne Oberstufe zum Progymnasium ausgebaut, zehn Jahre später wird sie schließlich zum Vollgymnasium. 2003 konnte somit das 100jährige Bestehen des Georgs als Vollgymnasium mit Projekt- und Festtagen und einem Schulball gefeiert werden. Der heutige Schulstandort an der Ecke Herzogstraße/Nordallee (heute: Adenauerallee) wurde 1931 bezogen und steht heute mit Turm und Walmdach unter Denkmalschutz. Wegen der engen Patronatsbeziehung von Schule und Pfarrei im 19. Jahrhundert erhält das Gymnasium 1952 den Namen St.-Georg-Gymnasium. 1974 wird die Koedukation, der gemeinsame Unterricht von Jungen und Mädchen, eingeführt, 3 Jahre später erfolgt das erste Abitur nach dem Modell der differenzierten Oberstufe. 1978 kommt es zu unserem ersten Amerikaaustausch mit der Canton High School aus der Nähe von Boston, der seitdem jährlich – mittlerweile seit über 40 Jahren – unter der Leitung von Frau Elsa Nicolovius stattfindet. Dieses Programm ist laut Aussage der KMK der am längsten kontinuierlich existierende Schüleraustausch zwischen der BRD und den USA. 1979 kommen dann ein Austausch mit Armentières in Frankreich, 1982 einer mit Chertsey in England hinzu.

Umfassende Modernisierungen im Inneren des Schulgebäudes werden 1993 durchgeführt und 1995 kommt es schließlich auf Initiative des langjährigen Schulleiters Wolfgang Feldhege zur Eröffnung des Schulmuseums. Mit der Umwandlung der Schule in das erste Ganztagsgymnasium des Kreises Borken zum Schuljahr 2011/12, der Verkürzung der Schulzeit von G9 auf G8 (Doppeljahrgang macht im Mai 2013 zusammen Abitur), der Einrichtung des Selbstlernzentrums im Untergeschoss des Gebäudes (April 2014), der Eröffnung des Mittelstufentraktes und der Schulmensa am Benölkenplatz (Januar 2015) und schließlich der jahrgangsweisen Rückkehr zu G9 mit Beginn des Schuljahrs 2017/18 findet die rasante Entwicklung des Georgs ihren vorläufigen Höhepunkt.

Eine altehrwürdige Schule wie das St.-Georg-Gymnasium hat natürlich auch eine Vergangenheit. Bereits seit 1989 hat es daher an der Schule Bestrebungen gegeben, diese Vergangenheit aufzuarbeiten und sie einem größeren Publikum zugänglich zu machen. Das Aulafoyer, ein dreigeschossiges Treppenhaus und die Empore in der Aula ergeben zusammen einen ca. 300 m2 großen Ausstellungsbereich, der seit dem 16. Oktober 1995 offiziell als Schulmuseum des St.-Georg-Gymnasiums genutzt wird. Finanziert von Spenden und Sachleistungen von Ehemaligen, heimischen Firmen sowie Freunden und Förderern kann das Museum sowohl die schulhistorische Entwicklung des heutigen Gymnasiums nachzeichnen, im historischen Klassenzimmer anhand von Originaleinrichtungsgegenständen eine Klassenraumsituation der Kaiserzeit veranschaulichen und letztlich einen Eindruck geben zur Entwicklung der Naturwissenschaften der letzten 150 Jahre. Auch die Zeit des Nationalsozialismus und ihre Auswirkungen auf das Lehren und Lernen am Georgs wird thematisiert und an Originalquellen erläutert.

Besonders aber das historische Klassenzimmer auf der Empore über der Aula wird immer wieder gerne von vierten Klassen der regionalen Grundschulen besucht. Die Schülerinnen und Schüler können dort in einer historischen Schuluniform, dem Matrosenanzug, die Atmosphäre einer Schulstunde in der Kaiserzeit nachempfinden. Das ist häufig mit ungläubigem Staunen hinsichtlich der Autorität des Lehrers und der z.T. unmenschlichen Strenge des Unterrichts verbunden. Im Rollenspiel wird hier vieles deutlich und eröffnet auch einen neuen Blick auf den eigenen (Schul-) Alltag.

Monika Wobben